Nach nur sechs Stunden Schlaf – alle Zirkustrainer waren noch Feiern gestern Abend und sie wollten sich  gar nicht voneinander trennen – wachte ich plötzlich auf und es war schon 8 Uhr. Weil schönes Wetter angesagt war, wollte ich früh los, außerdem pulsiert das Reisefieber wieder in meinen Adern. Denn ab heute bin ich wieder „on the road“, im wahrsten Sinne des Wortes, denn ich habe mir für die letzten zwei Wochen einen Mietwagen gemietet, um unabhängig zu sein. Es fühlt sich ein bißchen wie in Neuseeland damals an, als ich mit meinem frisch erworbenen Wagen „Lucie“ loszog. Der Toyota Yaris, den ich jetzt fahre, hat lange nicht so viel Charme wie Lucie, doch hat er Feature, auf die ich beim Reisen nicht mehr verzichten mag: Einen USB-Anschluss zum Laden des iPhones. Dieser hier verbindet das Iphone sogar mit dem Soundsystem des Autos. So kann ich während der Fahrten Hörbücher und Podcasts hören. Herrlich!

Ein bißchen aufgeregt, wie wohl der Verkehr zu händeln ist, steige ich dann um 9.30 Uhr ins Auto.

Costa Rica Animal Rescue Center

Mein erstes Ziel ist das Costa Rica Animal Rescue Center.

Isabelle von den digitalen Nomaden macht dort Freiwilligenarbeit und hat immer so schöne Bilder von Faultieren gepostet, dass ich Lust hatte, sie zu besuchen. Es liegt so ungefähr auf dem Weg nach Monteverde.

Es ist Sonntag, daher ist wenig Verkehr, das ist auch gut so, denn in dem Chaos, was ich hier zur Rushhour erlebt habe, möchte ich nicht meine ersten Fahrten machen.

Nach 50 Minuten lotst mich das Navi von der Autobahn und auch wenn es auf der Karte recht nah aussah, brauche ich dann nochmal 25 Minuten bis zum Rescue Center. Kein Wunder bei den Straßen mit den vielen Schlaglöchern.

Isabelle zeigt mir gleich alle Gehege, wo Tiere nach einer Verletzung einen Zufluchtsort gefunden haben. Viele Faultiere sehe ich jetzt mal ganz nah und auch zwei ganz kleine. Es gibt das Zwei-Zehen- und das Drei-Zehen-Faultier. Das mit den zwei Zehen hat einen immer lächelnden Gesichtsausdruck; 

Ansonsten gibt es hier noch Affen, Papageien, ein blindes Schwein, das nicht gern zum Spazieren ausgeführt wird, Enten, Eulen und ein Stachelschwein. Die Volunteers haben dieses Gelände mit liebevoll gemalten Schildern echt schön gestaltet.

Gegen Mittag fahre ich weiter, es sind noch 2,5 Stunden bis zum berühmten Nebelwald von Monteverde.

Die Fahrt führt mich durch eine langgezogene Hügellandschaft, alles saftig grün, bis zum Pazifik. In Puntasarenas ist am Strand die Hölle los, sonntags sind wohl alle Familien am Strand, überall ziehen die BBQ-Wolken hoch.

Schlechte Straßen – ein echtes Abenteuer

Recht bald biege ich ab und die Landschaft ändert sich komplett. Schöne Alleen säumen die Straßen und in einem kleinen Städtchen steht plötzlich ein Schild Monteverde 27km. Ab hier gibt es keine geteerten Straßen mehr und es geht recht steil den Berg hoch.

Es wird bald deutlich kühler und die Wolken hängen tief.

Für diese 27 km brauche ich nochmal 1,5 Stunden. 20 Minuten vor meiner Ankunft im Bergdorf halte ich spontan an einem Parkplatz, wo ein handgemaltes Schild hängt: Free view!

Das lasse ich mir nicht entgehen und es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ich danke der Besitzerin, die nur mal kurz aus dem Fenster schaut.

Am Touristencenter am Ortseingang lasse ich mich beraten über die Aktivitäten im Nebelwald. Der Typ ist so freundlich, dass ich gleich noch bei ihm im Restaurant esse, bevor ich mir eine Unterkunft suche.

Hilfsbereite Ticos

Danach passiert ungewollt die erste Überraschung dieses Abenteuers. Der Parkplatz liegt sehr am Hang und ich sehe in der Dämmerung nicht, dass da ein größerer Graben neben der Ausfahrt ist und ich rutsche da prompt rein. Das Auto hängt auf der matschigen Kante fest, zurück komme ich nicht und vor würde ich sicher den Unterboden kaputt machen. Der Restaurantbesitzer hat den Ernst der Lage schnell erkannt, eilt herbei, ruft seinen Bruder an und der zieht mich mit seinem Traktor direkt wieder ein Stück zurück:)

Ach, die „Ticos“ sind einfach so herzlich und hilfsbereit.

Ich klappere ein paar Hostels ab, aber keines spricht mich wirklich an. Durch Zufall finde ich eine schöne Pension mit einem schönen Blick über den Nebelwald und Hängematten im oberen Stockwerk! Hier checke ich sofort ein und verbringe dann auch den Rest des Abends in der Hängematte.

Plötzlich knackt und rumpelt es ganz komisch für ein paar Sekunden und die Blumentöpfe wackeln, ich realisiere langsam: das war wohl ein kurzes Erdbeben.

Kurze Zeit später lese ich im Internet, dass es eine Stäke von 6,4 war und das Epizentrum nur 81 km weg von mir war.