Ich erwache nach einem langen, erholsamen Schlaf um 10 Uhr. Keiner ist wach. Es schüttet in Strömen. Da lockt es auch keinen digitalen Nomaden aus diesen unglaublich bequemen Betten hier.
Die beiden anderen haben gestern noch lange den Whirlpool im Wohnzimmer genutzt und schlafen wohl ihren USA-Jetlack aus.
Der Journalist in mir
Ich bin neugierig, wie deren Tagesablauf aussieht und womit sie ihr Geld verdienen. Ich komme mir ein bisschen vor wie ein investigativer Journalist, meine Neugier ist rieisg.
Ich selbst gebe mich als digitaler Nomade, knüpfe per Email ein paar Kontakte zur deutschen Schule in Barcelona und in Alicante, um für mein Inspiration-Camp in Spanien im April 2019 junge Menschen zu begeistern.
Akro-Yoga als Hobby, Buchhalterin als Job
Aus Gründen der Privatsphäre nenne ich keine Namen, wenn ich von den Menschen hier erzähle. N. aus Kanada liebt Akro-Yoga (eine Mischung aus Akrobatik und Yoga), was seit der letzten Cruise sehr beliebt bei Sonnenuntergang auf Deck 12 war, und hat seit der Nomadcruise 5 im letzten Jahr ihren gut bezahlten Job bei PWC als Buchhalterin gekündigt. Sie hat das ortsunabhängige Arbeiten lieben gelernt, da nimmt sie auch weniger Gehalt in Kauf.
Ca. 1000€ kann man mit 15 Stunden Buchhaltung verdienen, da reichen zwei Jobs, um gut weiter reisen zu können.
Erste Erkundungstour
Die Sonne kommt raus, ich will eine Free-Walking-Tour machen, so wie ich mir überall auf der Welt einen ersten Eindruck verschaffe.
Leider ist der UBER-Fahrer in seiner ersten Woche und verfährt sich 3 Mal, so verpasse ich den Start der Tour und kann sie auch nicht mehr finden. Grrr. Nun gut, die Wolken brauen sich auch schon wieder zusammen. Ich beschließe dennoch etwas Kultur zu machen und gehe in die Casa Batllo, das vollkommenste Kunstwerk von Gaudi, nach der Sagrada familia natürlich.
Casa Batllo
Selten ein so gut multimediales Musuem erlebt. Man wird mit hervorragenden Audioaufnahmen durch die kunstvollen Räume geleitet. Doch das Beste:
Das Smartphone, über das auch die Audiowiedergabe erfolgt, zeigt einem, wie die Räume früher aussahen mit Teppichen und Möbeln.
Die Architektur ist beeindruckend und jedes Detail geplant. Die Kacheln hier werden dunkelblauer je höher es geht, damit durch den stärkeren Lichteinfall das Blau überall gleichwirkt.
Der Bogengang erinnert an Fischgräten, so wird das Thema Wasser überall gewahrt.
Momentensammler
Es schüttet wieder in Strömen, daher husche ich gleich in die nächste Metrostation und entdecke ein Café, das „El Vago“ heißt, im Metroeingang des Passeig de Gràcia. Ich bin der einzige Gast, der Kaffeeduft ist herrlich, ich nehme mir ein paar Minuten und spreche mit dem Besitzer mit meinen lückenhaften Spanisch. Der Capppccino ist unglaublich lecker. Ich frage ihn, ob er glücklich ist, da es für mich so wirkt, als würden die Menschen aus dem Metroschacht vorbeihetzen und sich kaum einer die Zeit nehmen einen Kaffee zu trinken.
Er sagte mit so einer Überzeugung, dass er seit 18 Jahren die Selbsständigkeit genießt und dass er das Licht nicht sieht macht ihm nichts, weil er so viele Menschen aus der Welt kennen lernt.
Mit 30 finanziell frei
Zum Abendessen treffe ich eine Deutsche, zierlich, adrett gekleidet, die Lust hat, gemeinsam etwas essen zu gehen. Wir finden eine nettes Restaurant. Wir kommen ins Gespräch. Sie vertreibt Hundefütter mit sogenanntem Affiliate Marketing und hat sich in den letzten 2 Jahren ihr eigenes UNternhemen damit aufgebaut. Sie arbeitet noch 2-3 Stunden am Tag und wohnt auf Zypern. Also ich sie frage, was ihre nächsten Ziele sind, sagt sich lächelnd: „Mit 30 Millionär zu sein.“ Jetzt ist sie 26. Verrückte Welt.
Tech-Freak und Operation Manager
S. aus den USA ist 22 Jahre jung und koordiniert ein Team von 15 anderen Freelancern, die irgendwo in der Welt sitzen. Sie optimieren Websiten, Kundenaquise und Email-Newsletter für ihre Kunden. Er verbringt den ganzen Nachmittag vor dem Computer und hält Meetings mit diversen Mitarbeitern, eine Pizza und eine Tafel Schokolade daneben. Immer freundlich lächelnd in seinen Gesprächen. Um 23 Uhr ist er endlich fertig, springt in Shorts und Hawaihemd und ist bereit für die nun steigende Helloween-Party: