Heute beginnt ein neuer Abschnitt meiner Auszeit. Das Herumreisen macht Pause und mein erstes Projekt im Bereich Social Circus beginnt. Nächste Woche startet der Workshop von Cirque du monde mit verschiedenen Trainern aus ganz Zentralamerika. Ich wollte allerdings an der Schule, die das ganze Training organisiert, auch erleben, welche Kinder dort involviert sind und wie deren Konzept ist.
Abschied in San José nach über 5 Wochen
Doch erstmal hieß es Abschied nehmen: Martina und Sven, die Geschwister, mit denen ich jetzt 5 Wochen unterwegs war, fliegen morgen nach Hause bzw. weiter. Wir bummlen gemeinsam die Fußgängerzone entlang. Einen Charme hat San José nicht. Wir essen noch zusammen Mittag und dan einen dicken Drücker und „Auf Wiedersehen!“ – irgendwo in der Welt oder in meiner Heimatstadt Kelkheim.
Bevor ich mich Richtung Zirkusschule aufmachte, kaufte ich noch ein Stativ, weil ich morgen am United World College bin, wo ich einen Film über deren Erziehungskonzept machen will. Denn ich will ja in der Welt auch Schulen besuchen, die anders Bildung machen.
Genau jetzt, wo ich alleine unterwegs bin, geht plötzlich das mobile Internet nicht mehr! Die Uber-Taxen sollen sicherer sein als die roten offiziellen Taxen und ich bin eh spät dran. Wahrscheinlich ist das Guthaben aufgebraucht, aber die Zeit reicht nicht mehr, eine neue Karte zu kaufen, sonst komme ich viel zu spät. Mit ein bißchen Bauchkribbeln frage ich den ersten Taxifahrer. Der kennt die Adresse vom Zirkusprojekt nicht…
Also ab zum nächsten. Der ist sehr freundlich und fährt sofort los. Keine 5 Minuten untwerwegs und wir stehen im Stau! Mir wird schnell klar, dass ich nicht pünktlich sein werde, auch wenn sich der Taxifahrer geschickt durch den Verkehr mogelt.
Jetzt kann ich aber die Zirkusverantwortliche nicht erreichen, weil whats app nicht funktioniert. Mulmiger ist mir eher, dass ich später nicht an UBER drankomme ohne Guthaben und nicht genau weiß, wie ich dann heimkomme…
Magische menschliche Begegegnungen
Mein fester Glaube an das Gute in der Welt bewahrheitet sich mal wieder! Als der Taxifahrer mein Problem aus meinen drei Brocken Spanisch heraushört, ruft er seine Frau an, schickt sie in den nächsten Kiosk und sie kauft dort neues Guthaben für mich. Nach 5 Minuten piept es auf meinem Handy und alles geht wieder, ich gebe dem Taxifahrer das Geld für die Auslagen seiner Frau. Ich war schon lange nicht mehr so dankbar!
Und Spanish hab ich auch wieder mehr gelernt!
Google Maps sagte 30 Minuten bis zur Zirkusschule, aber der Stau in San José ist wohl unberechenbar! So etwas habe ich noch nie erlebt! 30 Minuten später kam ich an, doch den Kurs hatte ich nicht verpasst, denn ich musste noch ins Büro, um den Workshop zu bezahlen. Sol, die Leiterin der Zirkusschule, eine ältere Dame um die 65 Jahre alt, empfing mich mit einem warmen Lächeln.
Die Kinder kämen aus sozial schwierigen Verhältnissen und fänden hier wieder so eine Art Familie. Draußen in einem anderen Raum sitzen ein paar Eltern und basteln gemeinsam Puppen als Abschlussgeschenk für die Jahresendshow. Zur Würdigung des Showacts ihrer Kinder. Eine schöne Idee.
Jonglagekurs auf Spanisch
Ich durfte direkt einen Jonglagekurs geben und das Ganze noch auf Spanisch! So gut war mein Spanish dann doch nicht, aber ein netter 16-Jähriger bat sich mir sofort als Dolmetscher an! Er war unglaublich motiviert und zeigt mir gleich einen Salto aus dem Stand und sprang dann ans Trapez.
Als ich ihn nach dem Jonglagekurs fragte, was Zirkus für ihn bedeute, sagte er ganz spontan:
„Here, I believe, I can fly!“
Abends trat im Selina (Hostel) ein Feuerjongleur auf. Ich fragte den Manager, ob es solche Showacts hier öfter gäbe, ich könne das auch und -schwupps- hatte ich einen Auftritt nächsten Mittwoch an Land gezogen:)
Was ein Zirkustag voller herzlicher und hilfsbereiter Menschen!